Torquato Tasso :: Гете Иоганн Вольфганг
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Wenn die Natur der Dichtung holde Gabe Aus reicher Willkür freundlich mir geschenkt, So hatte mich das eigensinn'ge Glück Mit grimmiger Gewalt von sich gestoßen: Und zog die schöne Welt den Blick des Knaben Mit ihrer ganzen Fülle herrlich an, So trübte bald den jugendlichen Sinn Der theuren Eltern unverdiente Noth. Eröffnete die Lippe sich zu singen, So floß ein traurig Lied von ihr herab, Und ich begleitete mit leisen Tönen Des Vaters Schmerzen und der Mutter Qual. Du warst allein der aus dem engen Leben Zu einer schönen Freyheit mich erhob; Der jede Sorge mir vom Haupte nahm, Mir Freyheit gab, daß meine Seele sich Zu muthigem Gesang entfalten konnte; Und welchen Preis nun auch mein Werk erhält, Euch dank' ich ihn, denn Euch gehört es zu. Alphons . Zum zweytenmal verdienst du jedes Lob Und ehrst bescheiden dich und uns zugleich. Tasso . O könnt' ich sagen wie ich lebhaft fühle Daß ich von Euch nur habe was ich bringe! Der thatenlose Jüngling — nahm er wohl Die Dichtung aus sich selbst? Die kluge Leitung Des raschen Krieges — hat er die ersonnen? Die Kunst der Waffen, die ein jeder Held An dem beschiednen Tage kräftig zeigt, Des Feldherrn Klugheit und der Ritter Muth Und wie sich List und Wachsamkeit bekämpft, Hast du mir nicht, o kluger tapfrer Fürst, Das alles eingeflößt als wärest du Mein Genius, der eine Freude fände Sein hohes, unerreichbar hohes Wesen Durch einen Sterblichen zu offenbaren? Prinzessinn . Genieße nun des Werks das uns erfreut! Alphons . Erfreue dich des Beyfalls jedes Guten. Leonore . Des allgemeinen Ruhms erfreue dich. Tasso . Mir ist an diesem Augenblick genug. An euch nur dacht' ich wenn ich sann und schrieb, Euch zu gefallen war mein höchster Wunsch, Euch zu ergetzen war mein letzter Zweck. Wer nicht die Welt in seinen Freunden sieht Verdient nicht daß die Welt von ihm erfahre. Hier ist mein Vaterland, hier ist der Kreis In dem sich meine Seele gern verweilt. Hier horch' ich auf, hier acht' ich jeden Wink. Hier spricht Erfahrung, Wissenschaft, Geschmack; Ja, Welt und Nachwelt seh' ich vor mir stehn. Die Menge macht den Künstler irr' und scheu: Nur wer Euch ähnlich ist, versteht und fühlt, Nur der allein soll richten und belohnen! Alphons . Und stellen wir denn Welt und Nachwelt vor, So ziemt es nicht nur müßig zu empfangen. Das schöne Zeichen, das den Dichter ehrt, Das selbst der Held, der seiner stets bedarf, Ihm ohne Neid um's Haupt gewunden sieht, Erblick' ich hier auf deines Anherrn Stirne. Auf die Herme Virgils deutend. Hat es der Zufall, hat's ein Genius Geflochten und gebracht? Es zeigt sich hier Uns nicht umsonst. Virgilen hör' ich sagen: Was ehret ihr die Todten? Hatten die Doch ihren Lohn und Freude da sie lebten; Und wenn ihr uns bewundert und verehrt, So gebt auch den Lebendigen ihr Theil. Mein Marmorbild ist schon bekränzt genug, Der grüne Zweig gehört dem Leben an. Alphons winkt seiner Schwester; sie nimmt den Kranz von der Büste Virgils und nähert sich Tasso. Er tritt zurück. Leonore . Du weigerst dich? Sieh welche Hand den Kranz, Den schönen unverwelklichen, dir bietet! Tasso . O laßt mich zögern, seh' ich doch nicht ein Wie ich nach dieser Stunde leben soll. Alphons . In dem Genuß des herrlichen Besitzes, Der dich im ersten Augenblick erschreckt. Prinzessinn indem sie den Kranz in die Höhe hält. Du gönnest mir die seltne Freude, Tasso, Dir ohne Wort zu sagen wie ich denke. Tasso . Die schöne Last aus deinen theuren Händen Empfang' ich knieend auf mein schwaches Haupt. Er kniet nieder, die Prinzessinn setzt ihm den Kranz auf. Leonore applaudirend. Es lebe der zum erstenmal bekränzte! Wie zieret den bescheidnen Mann der Kranz! Tasso steht auf . Alphons . Es ist ein Vorbild nur von jener Krone, Die auf dem Capitol dich zieren soll. Prinzessinn . Dort werden lautere Stimmen dich begrüßen, Mit leiser Lippe lohnt die Freundschaft hier. Tasso . O nehmt ihn weg von meinem Haupte wieder, Nehmt ihn hinweg! Er sengt mir meine Locken! Und wie ein Strahl der Sonne, der zu heiß Das Haupt mir träfe, brennt er mir die Kraft Des Denkens aus der Stirne. Fieberhitze Bewegt mein Blut. Verzeiht! Es ist zu viel! Leonore . Es schützet dieser Zweig vielmehr das Haupt Des Manns, der in den heißen Regionen Des Ruhms zu wandeln hat, und kühlt die Stirne. Tasso . Ich bin nicht werth die Kühlung zu empfinden, Die nur um Heldenstirnen wehen soll. O hebt ihn auf, ihr Götter, und verklärt Ihn zwischen Wolken, daß er hoch und höher Und unerreichbar schwebe! Daß mein Leben Nach diesem Ziel ein ewig Wandeln sey! Alphons . Wer früh erwirbt, lernt früh den hohen Werth Der holden Güter dieses Lebens schätzen; Wer früh genießt, entbehrt in seinem Leben Mit Willen nicht was er einmal besaß; Und wer besitzt, der, muß gerüstet seyn. Tasso . Und wer sich rüsten will, muß eine Kraft Im Busen fühlen die ihm nie versagt. Ach! sie versagt mir eben jetzt! Im Glück Verläßt sie mich, die angeborne Kraft, Die standhaft mich dem Unglück, stolz dem Unrecht Begegnen lehrte. Hat die Freude mir, Hat das Entzücken dieses Augenblicks Das Mark in meinen Gliedern aufgelös't? Es sinken meine Kniee! Noch einmal Siehst du, o Fürstinn, mich gebeugt vor dir! Erhöre meine Bitte; nimm ihn weg! Daß wie aus einem schönen Traum erwacht Ich ein erquicktes neues Leben fühle. Prinzessinn . Wenn du bescheiden ruhig das Talent, Das dir die Götter gaben, tragen kannst, So lern' auch diese Zweige tragen, die Das schönste sind was wir dir geben können. Wem einmal, würdig, sie das Haupt berührt, Dem schweben sie auf ewig um die Stirne. Tasso . So laßt mich denn beschämt von hinnen gehn! Laßt mich mein Glück im tiefen Hain verbergen, Wie ich sonst meine Schmerzen dort verbarg. Dort will ich einsam wandeln, dort erinnert Kein Auge mich an's unverdiente Glück. Und zeigt mir ungefähr ein klarer Brunnen In seinem reinen Spiegel einen Mann, Der wunderbar bekränzt im Wiederschein Des Himmels zwischen Bäumen, zwischen Felsen Nachdenkend ruht: so scheint es mir, ich sehe Elysium auf dieser Zauberfläche Gebildet. |
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