Egmont :: Гете Иоганн Вольфганг
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Freiheit und Privilegien! Privilegien und Freiheit!
(Egmont tritt auf mit Begleitung.) Egmont . Ruhig! Ruhig, Leute! Was gibt's? Ruhe! Bringt sie aus einander! Zimmermeister . Gnädiger Herr, Ihr kommt wie ein Engel des Himmels. Stille! seht ihr nichts? Graf Egmont! Dem Grafen Egmont Reverenz! Egmont . Auch hier? Was fangt ihr an? Bürger gegen Bürger! Hält sogar die Nähe unsrer königlichen Regentin diesen Unsinn nicht zurück? Geht auseinander, geht an euer Gewerbe. Es ist ein übles Zeichen, wenn ihr an Werktagen feiert. Was war's? (Der Tumult stillt sich nach und nach, und alle stehen um ihn herum.) Zimmermeister . Sie schlagen sich um ihre Privilegien. Egmont . Die sie noch mutwillig zertrümmern werden — Und wer seid Ihr? Ihr scheint mir rechtliche Leute. Zimmermeister . Das ist unser Bestreben. Egmont . Eures Zeichens? Zimmermeister . Zimmermann und Zunftmeister. Egmont . Und Ihr? Soest . Krämer. Egmont . Ihr? Jetter . Schneider. Egmont . Ich erinnere mich, Ihr habt mit an den Livreen für meine Leute gearbeitet. Euer Name ist Jetter. Jetter . Gnade, daß Ihr Euch dessen erinnert. Egmont . Ich vergesse niemanden leicht, den ich einmal gesehen und gesprochen habe. — Was an euch ist, Ruhe zu erhalten, Leute, das tut; ihr seid übel genug angeschrieben. Reizt den König nicht mehr, er hat zuletzt doch die Gewalt in Händen. Ein ordentlicher Bürger, der sich ehrlich und fleißig nährt, hat überall so viel Freiheit, als er braucht. Zimmermeister . Ach wohl! das ist eben unsre Not! Die Tagdiebe, die Söffer, die Faulenzer, mit Euer Gnaden Verlaub, die stänkern aus Langerweile und scharren aus Hunger nach Privilegien und lügen den Neugierigen und Leichtgläubigen was vor, und um eine Kanne Bier bezahlt zu kriegen, fangen sie Händel an, die viel tausend Menschen unglücklich machen. Das ist ihnen eben recht. Wir halten unsre Häuser und Kasten zu gut verwahrt; da möchten sie gern uns mit Feuerbränden davontreiben. Egmont . Allen Beistand sollt ihr finden; es sind Maßregeln genommen, dem Übel kräftig zu begegnen. Steht fest gegen die fremde Lehre und glaubt nicht, durch Aufruhr befestige man Privilegien. Bleibt zu Hause; leidet nicht, daß sie sich auf den Straßen rotten. Vernünftige Leute können viel tun. (Indessen hat sich der größte Haufe verlaufen.) Zimmermeister . Danken Euer Exzellenz, danken für die gute Meinung! Alles, was an uns liegt. (Egmont ab.) Ein gnädiger Herr! der echte Niederländer! Gar so nichts Spanisches. Jetter . Hätten wir ihn nur zum Regenten! Man folgt' ihm gerne. Soest . Das läßt der König wohl sein. Den Platz besetzt er immer mit den Seinigen. Jetter . Hast du das Kleid gesehen? Das war nach der neuesten Art, nach spanischem Schnitt. Zimmermeister . Ein schöner Herr! Jetter . Sein Hals wär' ein rechtes Fressen für einen Scharfrichter. Soest . Bist du toll? was kommt dir ein! Jetter . Dumm genug, daß einem so etwas einfällt. — Es ist mir nun so. Wenn ich einen schönen langen Hals sehe, muß ich gleich wider Willen denken: der ist gut köpfen. — Die verfluchten Exekutionen! man kriegt sie nicht aus dem Sinne. Wenn die Bursche schwimmen, und ich seh einen nackten Buckel, gleich fallen sie mir zu Dutzenden ein, die ich habe mit Ruten streichen sehen. Begegnet mir ein rechter Wanst, mein ich, den säh' ich schon am Pfahl braten. Des Nachts im Traume zwickt mich's an allen Gliedern; man wird eben keine Stunde froh. Jede Lustbarkeit, jeden Spaß hab ich bald vergessen; die fürchterlichen Gestalten sind mir wie vor die Stirne gebrannt. Egmonts Wohnung Sekretär an einem Tisch mit Papieren, er steht unruhig auf. Sekretär . Er kommt immer nicht! und ich warte schon zwei Stunden, die Feder in der Hand, die Papiere vor mir; und eben heute möcht' ich gern so zeitig fort. Es brennt mir unter den Sohlen. Ich kann vor Ungeduld kaum bleiben.»Sei auf die Stunde da«, befahl er mir noch, ehe er wegging; nun kommt er nicht. Es ist so viel zu tun, ich werde vor Mitternacht nicht fertig. Freilich sieht er einem auch einmal durch die Finger. Doch hielt' ich's besser, wenn er strenge wäre und ließe einen auch wieder zur bestimmten Zeit. Man könnte sich einrichten. Von der Regentin ist er nun schon zwei Stunden weg; wer weiß, wen er unterwegs angefaßt hat. (Egmont tritt auf.) Egmont . Wie sieht's aus? Sekretär . Ich bin bereit, und drei Boten warten. Egmont . Ich bin dir wohl zu lang geblieben; du machst ein verdrießlich Gesicht. Sekretär . Euerm Befehl zu gehorchen, wart ich schon lange. Hier sind die Papiere! Egmont . Donna Elvira wird böse auf mich werden, wenn sie hört, daß ich dich abgehalten habe. Sekretär . Ihr scherzt. Egmont . Nein, nein. Schäme dich nicht. Du zeigst einen guten Geschmack. Sie ist hübsch; und es ist mir ganz recht, daß du auf dem Schlosse eine Freundin hast. Was sagen die Briefe? Sekretär . Mancherlei und wenig Erfreuliches. Egmont . Da ist gut, daß wir die Freude zu Hause haben und sie nicht von auswärts zu erwarten brauchen. Ist viel gekommen? Sekretär . Genug, und drei Boten warten. Egmont . Sag an! das Nötigste! Sekretär . Es ist alles nötig. Egmont . Eins nach dem andern, nur geschwind! Sekretär . Hauptmann Breda schickt die Relation, was weiter in Gent und der umliegenden Gegend vorgefallen. Der Tumult hat sich meistens gelegt. — Egmont . Er schreibt wohl noch von einzelnen Ungezogenheiten und Tollkühnheiten? Sekretär . Ja! Es kommt noch manches vor. Egmont . Verschone mich damit. Sekretär . Noch sechs sind eingezogen worden, die bei Wervicq das Marienbild umgerissen haben. Er fragt an, ob er sie auch wie die andern soll hängen lassen? Egmont . Ich bin des Hängens müde. Man soll sie durchpeitschen, und sie mögen gehen. Sekretär . Es sind zwei Weiber dabei; soll er die auch durchpeitschen? Egmont . Die mag er verwarnen und laufenlassen. Sekretär . Brink von Bredas Kompanie will heiraten. Der Hauptmann hofft, Ihr werdet's ihm abschlagen. Es sind so viele Weiber bei dem Haufen, schreibt er, daß, wenn wir ausziehen, es keinem Soldatenmarsch, sondern einem Zigeunergeschleppe ähnlich sehen wird. Egmont . Dem mag's noch hingehen! Es ist ein schöner junger Kerl; er bat mich noch gar dringend, eh' ich wegging. Aber nun soll's keinem mehr gestattet sein, so leid mir's tut, den armen Teufeln, die ohnedies geplagt genug sind, ihren besten Spaß zu versagen. Sekretär . Zwei von Euern Leuten, Seter und Hart, haben einem Mädel, einer Wirtstochter, übel mitgespielt. Sie kriegten sie allein, und die Dirne konnte sich ihrer nicht erwehren. |
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